Die Synagoge der Jüdischen Gemeinde Offenbach am Main

Eine gemeinsame Geschichte

„Wir haben einen Platz an der Sonne erobert und diesen wollen wir behaupten“

So lautete am 16. April 1916 stolz der Satz des Rabbiners Max Goldschmidt bei der Einweihung der 1913-1916 gebauten Synagoge in der Goethestraße. Lange sollte die Jüdische Gemeinde diesen Platz an der Sonne nicht behaupten können. Nachdem die Synagoge in der Reichspogromnacht des 9./10. November 1938 geschändet und die Inneneinrichtung durch Brandstiftung komplett zerstört wurde, wurde sie noch während des Krieges an Kinobetreiber verkauft und zu einem Lichtspielhaus und Theater eingerichtet, in dem auch nationalsozialistische Kundgebungen stattfanden. Nach dem Krieg wurde die Synagoge zwar wieder an die Jüdische Gemeinde zurückgegeben, allerdings war sie für die durch die Shoah sehr klein gewordene Gemeinde viel zu groß und nicht mehr sinnvoll nutzbar, so dass die Jüdische Gemeinde der Stadt Offenbach das Gebäude zur kulturellen Nutzung überließ. Seit 1954 im Besitz der Stadt dient es bis heute, seit 1998 unter dem Namen Capitol, vorwiegend dem Theater, Konzerten, anderen Kulturveranstaltungen und Tagungen.


Symbol eines Neubeginns, Wahrzeichen der Toleranz

1956 – 18 Jahre nach dem Novemberprogrom von 1938 – konnte nach zweijähriger Bauzeit auf einem Grundstück gegenüber der alten Synagoge, nach Plänen des Architekten Hermann Zvi Guttmann, einer der wichtigsten Synagogenbauern nach 1945, die neue Synagoge am 02. September 1956, zwei Wochen vor Rosch HaSchana, eingeweiht werden. Sie war die erste Synagoge in Hessen nach der Shoah und sollte das Symbol eines Neubeginns sein, ein “Wahrzeichen der Toleranz“ (OP).

Da die seit Mitte der neunziger Jahre unter Denkmalschutz gestellte Synagoge für die inzwischen stark gewachsene Gemeinde nicht mehr ausreichte, wurde sie 1997-1998 nach Plänen des heutigen Gemeindevorsitzenden Prof. Alfred Jacoby umgestaltet und erweitert.

Sie verweist nun im doppelten Sinne auf die Geschichte der Juden in Offenbach: Zum einen sind durch ihre Erhaltung weiterhin die Spuren des Neubeginns jüdischen Lebens in dieser Stadt nach der Shoah erkennbar, zum anderen ist ihr Bezug zum ehemaligen Versammlungs- und Bethaus in der Goethestraße unübersehbar – die Spitze der erweiterten Synagoge deutet auf ihre historische Vorläuferin gegenüber.

Regelmäßig finden Führungen durch die Synagoge statt, in der Sie sich anschließend in Gesprächen austauschen können.

Ihre Anfragen können Sie gerne an das Sekretariat richten.